Reisebericht von der Großglockner-Tour 1998
Die Großglockner-Tour des Luchtgekoelde VW Club Nederland fand am verlängerten Christi-Himmelfahrt- Wochenende 1998 statt - wir vom KTCSI waren mit 2 Fahrzeugen dabei: ein 1303-Cabrio von Peter Scheunert und mein 1500er Käfer - beide tornadorot und weitgehend serienmäßig. Es war die dritte Tour des LVWCN und somit stimmten Planung und Organisation vorbildlich. Immer wieder bemerkenswert ist, wie es die holländischen Käferfreunde schaffen, derartige Veranstaltungen durchzuführen. Auf die hiesigen Verhältnisse übertragen wäre etwas in dieser Größenordnung kaum vorstellbar!

Insgesamt hatten sich über 160 Teilnehmer angemeldet, die meisten davon aus Holland, ein Teil aus England und Dänemark und nur knapp mehr als 10 deutsche Fahrzeuge. Die geringe deutsche Teilnehmerzahl ist umso mehr verwunderlich, da doch der größte Teil der Fahrtstrecke über heimische Straßen führte. Hinzu kamen am Treffpunkt noch Teilnehmer von österreichischen und italienischen Clubs. Alle Teilnehmer hatten bereits etliche Wochen vor Fahrtbeginn eine umfangreiche Reisebeschreibung in ihrer Landessprache zugesandt bekommen. Auch wurden preiswerte Hotel- bzw. Campingplatzreservierungen vom LVWCN organisiert.

Die holländische Gruppe hatte sich bereits zu Hause gesammelt und steuerte bei strahlendem Wetter das erste Tagesetappenziel in Hirschhorn am Neckar an. Wir fuhren vom Siegerland aus direkt nach Hirschhorn. Bei unserer Ankunft am späten Nachmittag war das kleine schnuckelige Städtchen schon regelrecht von Käfern überflutet - alle Baujahre und Modelle waren in zumeist gepflegtem Zustand vertreten. Der LVWCN hatte ein gemeinsames Abendessen organisiert. Anschließend konnten in "internationaler Atmosphäre" unter Aufbringung aller Restbestände fremdsprachlichen Wortschatzes einige unterhaltsame Stunden verbracht werden. Auch hier waren die Unterbringungsmöglichkeiten (alle Gaststätten, Campingplatz und teilweise sogar private "Notunterkünfte") restlos ausgebucht.

 

Am nächsten Morgen sammelten sich die Teilnehmer ab 9 Uhr zu kleinen Gruppen von etwa 10 Fahrzeugen, die in Abständen von wenigen Minuten starteten. Die Fahrt ging erst am Neckar entlang, dann wechselte man auf die A 6 Richtung München. Diese wurde jedoch in Höhe des Altmühltales wieder verlassen und die Tour über Landstraßen an München vorbei fortgesetzt. Am späten Nachmittag - wir hatten gerade die Voralpen erreicht - schlug leider das sonnige Wetter in Regen um. Unsere beiden Käfer hatten sich bis dahin recht wacker geschlagen und näherten sich immer mehr der Spitzengruppe.

61er vor Schneewand auf dem Glockner-Plateau

Lediglich der Anlasser meines 1500ers glänzte ganz entgegen seiner Gewohnheiten bereits seit dem Start durch regelmäßiges Verpassen seines Einsatzes, was häufiges unangenehmes Anschieben des Wagens bedeutete.

Gegen 18 Uhr kamen wir dann nach einer Tagesetappe von rund 600 km in Bruck an der Großglocknerstraße an und konnten unsere Quartiere beziehen. So nach und nach trafen auch alle anderen Teilnehmer ein - größere Ausfälle hatte es keine gegeben. Auch hier war der ganze Ort wieder von luftgekühlten VW-Veteranen übersäht. Die meisten konnte man auf dem großzügig und vorbildlich angelegten Euro-Campinggelände von Bruck bestaunen.
Auf der Glocknerstraße

Anfahrt vor
Heiligenblut

Der nächste Tag war für Gruppenaktivitäten vorgesehen. Wir besuchten das Automobilmuseum in Kaprun, besichtigten die Stadt Zell am See und unternahmen einen Ausflug zum Tauern-Pumpspeicherkraftwerk in Kaprun. Dieses Kraftwerk ist wegen seiner eindrucksvollen Anlagen (neben den eigentlichen Turbinenwerken können die Speicherseen besichtigt werden) auch für technische Laien sehr interessant. Zu den Seen gelangt man nur mittels Bus über einen langen, sehr eng angelegten Tunnel und einen riesigen Schrägaufzug. Oberhalb des Aufzuges steht dann wieder ein Bus bereit, der uns über einen schmalen Fahrweg entlang an einen tiefen Abgrund zum Seeplateau brachte. Auf dem Parkplatz am Kraftwerk trafen wir übrigens auf eine große Gruppe von Messerschmitt-Kabinenrollern, die ebenfalls zu einer Großglockner-Befahrung angereist waren. Für den Abend hatte der LVWCN einen Diavortrag über die Glocknerstraße vorbereitet.

Am dritten Tag fand dann die eigentliche Fahrt mit allen Teilnehmern über den Großglockner statt. Die Anreise erfolgte erst zur sog. Tauernschleuse (Badgastein-Mallnitz). Dies ist ein Eisenbahntunnel, der östlich vom Glockner-Massiv durch die Berge führt. Alle Käfer wurden auf die Bahn verladen und auf die Tauern-Südseite gebracht. Von dort brach man dann wieder in kleinen Gruppen zur Glocknerstraße auf. Diese beginnt auf der Südseite bei Heiligenblut und ist mautpflichtig, wobei hier ein kombiniertes Bahn- und Straßenticket genutzt werden kann. Befindet man sich erst mal auf der Glocknerstraße, darf man dort bis zum Abend verweilen; die Maut gilt für den ganzen Tag. Die Straße schlängelt sich in scheinbar unendlichen Kurven und teilweise recht starken Steigungen bis auf etwa 2600 Meter Höhe hinauf.

Brezelkäfer in Action

Auf der rund 50 km langen Passstrecke gibt es noch zwei Stichwege: zur Franz-Josefs-Höhe, wo der gleichnamige Gletscher besichtigt werden kann und zur Edelweissspitze. Außerdem haben wir an einem Parkplatz ein interessantes Alpenmuseum entdeckt. Insgesamt kam uns die Zeit viel zu kurz vor - man konnte kaum alle Naturschönheiten ausgiebig wahrnehmen - schließlich wurde viel zu oft der Blick auf einen luftgekühlten Kollegen abgelenkt und sogar auf drei Werks-Beetle, die damals zufällig zu den ersten Europa-Testfahrten unterwegs waren.

Schade, am vierten Tag ging es bereits wieder zurück, wobei wir hier aus Zeitgründen auf die Gruppendisziplin verzichteten und die 850 km Rückfahrt ohne größere Unterbrechungen über die Autobahn zurücklegten. Auch hier spielte wieder der Anlasser meines Wagens nicht regelmäßig mit. Außerdem lief kurz vor der Heimat zu allem Überfluss die vordere rechte Bremse aus nie ganz aufgeklärten Gründen heiß, was nochmals eine Zwangsabkühlpause inkl. einer versuchsweisen Vergrößerung des Radlagerspiels bedeutete.

Insgesamt war die Tour ein voller Erfolg mit vielen bleibenden Eindrücken.

2002 soll voraussichtlich wieder eine Großglocknertour vom LVWCN stattfinden - wir möchten dann wieder dabei sein!

Wolfgang Dingeldein