Besonderheiten von Magnesium - Warnungen!

Magnesium kommt in den letzten Jahren im Fahrzeugbau wieder eine starke Bedeutung zu, nachdem es jahrzehntelang kaum noch verwendet wurde. Die Gründe liegen in der hohen Verfügbarkeit (Gewinnung aus Meerwasser), dem geringen spezifischen Gewicht (leichter als Alu) und den guten Verarbeitungseigenschaften. Besonders die modernen 3-Liter-Fahrzeuge haben bereits viele Komponenten aus Magnesium (Motorblock, Sitzgestelle, etc.); dies dient der Gewichtsersparnis.

Beim Käfer wurden seit jeher sowohl Motorblock als auch Getriebegehäuse aus einer Magnesium-Legierung gegossen. Hier spielte auch der Gewichtsvorteil eine große Rolle, damals weniger im Hinblick auf den Kraftstoffverbrauch als auf die Verminderung der konstruktions- bedingten Hecklastigkeit.

Die Zusammensetzung der Legierung wurde im Produktionszeitraum mehrfach geändert. So kamen insbesondere ab Ende der 1960er Jahre auch minderwertigere Bestandteile beim Gießen zum Einsatz, um Kosten zu senken. Dies ging zwar nicht spürbar zu Lasten der Festigkeit, erhöhte aber die Korrosionsanfälligkeit. Je unreiner die Legierung ist, desto eher neigt ein Gehäuse zur Oxydation, besonders unter Salz- und Witterungseinfluss. Manche Motorbaujahre sind ganz extrem davon betroffen. Auch bei Motorgehäusen mit wenig Laufleistung bildet sich im Laufe vieler Jahre an den Zylinderfußdichtungen und der Auflagefläche des Ölsiebdeckels eine Oxydschicht, die extreme Undichtigkeiten hervorrufen kann. Motorgehäuse ab ca. 1970 tragen auf der rechten Seite der Ölwanne eine Codierung (AS 21 oder AS 41). Die Legierung AS 21 ist seltener und soll stabiler sein. Typ-4-Motorgehäuse sind wesentlich stabiler und oxydationsbeständiger, da sie aus einer Alulegierung gefertigt sind. Auch hier gibt es baujahrsbedingte Schwankungen der Zusammensetzung.

Bei Getriebegehäusen ist oft der Schaltkopf stark oxydiert, besonders im Bereich der Verschraubung mit dem Gummilager am Achsrohrträger (dort wo die höchste Kipplast aufliegt! - ein Schaden, der sich meist erst beim zweiten Hinsehen auftut!

Nachdrücklich warnen möchte ich hier alle Schrauber vor der Bearbeitung von Magnesiumteilen mit offener Flamme oder durch Schleifwerkzeuge. Magnesiumstaub und Späne können bei Erreichen ihrer relativ niedrigen Zündtemperatur wie ein Feuerwerkskörper explodieren. Ein Magnesiumbrand kann mit Standardmitteln (z.B. Wasser) nicht gelöscht werden. Beim Kontakt mit Löschwasser kommt es zum Wegspritzen größerer Metallkügelchen, die glühend umherfliegen! Ein brennendes Motor- oder Getriebegehäuse erzeugt sehr hohe Temperaturen. Löschen ist fast ausgeschlossen - allenfalls durch Ersticken der Flammen (große Decken, etc., die jedoch schnell durchbrennen können).

Daher: beim Bearbeiten der Gehäuse äußerste Vorsicht walten lassen. Am besten nur im Freien und mit ausreichend Sicherheitsabstand.

Im VW-Motorenwerk waren übrigens in den 1960er und 70er Jahren Magnesiumbrände keine Seltenheit!

Aktualisiert am: 27.07.2002  - Wolfgang Dingeldein